Leute,
lest die Texte!
Ich habe keine Ahnung, was hier los ist, aber ich registriere eine rapide Zunahme von Menschen, die es gerade mal schaffen, die Titel und Teaser unser Diaspora-Posts zu lesen und kommentieren. Die beantworten dann rhetorische Fragen, die dort gestellt werden oder gehen auf vermeintliche "Inhalte" ein. DIe sind nicht an euch gerichtet, die werden im Artikel beantwortet bzw. aufgegriffen! Der Journalismus ist in den Artikeln, nicht in den Titeln und Teasern! Die sind meistens nicht mal von den Autor*innen geschrieben und dienen nur der Hinführung zum Text.
Also ibtte, lest de Texte. Ich mach mir echt Sorgen. Wenn das so weitergeht und die Menschen es nicht mehr schaffen, mehr als zwe Zeilen Text zu lesen, müsst ihr euch nicht wundern, wenn der Journalismus bald ganz den Bach runtergeht. Und mit ihm alles andere.
Gruss.
#taz
mögen das
teilten dies erneut
taz
•Aladár Mézga
•Ich denke, die Aussage bezieht sich auf einen Kommentar, den ich letztens geschrieben habe. Ich lese durchaus Artikel, sofern ich erstens die Zeit habe und zweitens denke, dass dadurch ein Mehrwert entsteht. Theoretisch sollten ja Überschrift, Teaser und Artikel eine Einheit bilden und successive mehr Information zu einem Thema hergeben, so dass man anhand der Überschrift entscheidet, ob man den Teaser lesen will, der einem dann sagen sollte, ob sich der ganze Artikel lohnt. Bei Clickbait gilt das natürlich nicht mehr so richtig.
Das alles spielt in diesem Fall aber überhaupt keine Rolle, denn ich hatte im Teaser eine Frage entdeckt, die in ihrer Formulierung sofort eine Antwort bei mir produzierte, bedingt durch die Verhältnisse in einem Land, neben dem ich wohne. Wohnte ich woanders, hätte die Frage mich eventuell überhaupt nicht gejuckt.
Es hätte aber auch irgendein Teil der Überschrift (oder die ganze) sein können, oder ein Satz im Artikel, der irgendwelche Assoziationen hervorruft. Teaser oder nicht ist hier vollkommen egal. Ich habe eine Frage gesehen, die ich in diesem Kontext lustig fand und die mich zu einer Antwort motivierte. Ich glaube, sowas nennt man Interaktion. Davon mache ich eh nicht sehr viel, also wird es mir nicht schwerfallen, sowas unter geteilten Artikeln der taz künftig zu unterlassen, damit ich ja nicht journalistische Ansprüche verletze.
Rasmus Fuhse
•caos mag das.
(((Horschtel))) born at 315ppm
•Meist schon im Teaser, da lohnt der Artikel nicht.
>sfb< SigmundFreud'sBartender
•caos
•wird inzwischen auch auf der Homepage verlinkt, in Mails/ Newslettern zuletzt leider wieder nur die beiden anderen ...
>sfb< SigmundFreud'sBartender
•(((Tousled Crane on Tour)))
•caos mag das.
Josef
•Aurin Azadî
•@taz
Ersetzt „bereit“ durch „in der Lage“. Ich weiß nicht, ob Ihr's mitbekommen habt, aber viele Menschen haben nicht mehr viel Geld, und bei > 15 Millionen in DE reicht es wegen staatlich gewollter Zwangsverarmung hinten und vorne nicht.
Dazu kommt, daß ja nicht nur die taz für ihren Journalismus bezahlt werden will. Andere Zeitungen wollen das auch. In Zeiten des Internet sollte es nicht mehr Standard sein, nur eine Zeitung zu lesen.
(#KapitalismusAbschaffen will dann aber auch wieder niemand, ne.)
Aurin Azadî
•>sfb< SigmundFreud'sBartender
•>sfb< SigmundFreud'sBartender
•Thanatos
•Oliver
•Elias Schwerdtfeger
•Ich habe hier ja mal in die Diaspora geflüstert (ist schon etwas her), dass es einen reziprok proportionalen Zusammenhang zwischen der Textlänge meiner Postings und der Nutzung der diversen Interaktionsmöglichkeiten gibt. Das ist ein paar Jahre her. Und seitdem ist es nicht besser geworden. Dieser blaue Vogel hat einer ganzen Generation den Stil zerpickt.
Zum »kaum noch zum Bezahlen bereit« nur eine persönliche Anmerkung. Ich bin seit Mitte der Neunziger Jahre überhaupt nicht mehr dazu bereit, für etwas, was sich selbst »Journalismus« nennt, Geld auszugeben. Ich habe damals nämlich immer wieder bemerkt, dass journalistische Texte in Bereichen, in denen ich mich zufällig ganz gut auskenne, von Unkenntnis und Recherchefaulheit geprägt waren. Das ist keine so gute Kombination. Bei einem Referat an der Schule gäbs dafür eine fünf, wenn wenigstens der Vortrag noch nachvollziehbar ist. Oder genauer: gab es zu meiner Zeit. Und damals, als ich mir diese kleine Mühe machte, war das noch kein Clickbait-Journalismus so wie heute. Ich habe dann selbst damit angefangen, immer wieder einmal Berichterstattung zu überprüfen, meist mit einem Ergebnis, das bei mir nicht gerade Wohlgefallen auslöste. Ich könnte jetzt mit einer längeren Liste von Beispielen kommen (leider bin ich für ältere Beispiele auf mein Gedächtnis zurückgeworfen, weil meine Tagebücher aus der Zeit in einem Starkregenereignis zerstört wurden). Von der taz weiß ich noch, dass einige zahlenmäßige Behauptungen schon nach einer Überschlagsrechnung (etwas, was niemand mehr an der Schule zu lernen scheint) als recht unwahrscheinlich und nach wenigen Minuten Recherche als faktisch falsch erwiesen. Und das waren leider keine Ausnahmen. Dabei gibt es inzwischen diese praktischen Taschenrechner für alle, die nicht gern rechnen oder es nicht so gut können. Eine generelle Schwäche mit nummerisch quantisierten Faklten ist leider auch nicht auf die taz beschränkt, sondern reicht bis in die Presseagenturen und ist auch nicht auf den deutschen Sprachraum beschränkt. Welchen Grund sollte ich also haben, journalistische Artikel, denen ich mal nicht hinterherrecherchiere und die nicht nachrechne (die für oft mich einfachste Recherche, und seit es Wolfram Alpha gibt, kommt man zu beinahe jedem Sachverhalt recht mühelos an gute Zahlen), für brauchbarer als jene zu halten, deren Schwächen sich sehr schnell zeigen. Vor allem, wenn sich das mit politisch manipulativen Texten verbindet, die ihre Quellen nicht offenlegen.
Vom Text eines guten Autors würde man beim Lesen ein bisschen schlauer.
Beim Text eines Journalisten geschieht dies in aller Regel nicht, und man kann froh sein, wenn man nicht dümmer wird. Dabei könnten Journalisten so einfach ihre schärfste Waffe benutzen: Das Archiv, das die Neuigkeiten von heute in einen nachvollziehbaren Kontext stellt und nicht nur offener, sondern auch wirksamer ist als steife Rhetorikversuche aus dem abgebrochenen Studium der Sozialpädagogik.
Von der im Ausmaß völlig unerträglich gewordenen PResseerkärungsabschreiberei (von Journalisten beinahe immer ohne Quellenangabe dargeboten) ist die taz ja zum Glück erfreulich frei, ebenso wie von Artikeln, die nur beim Hinschauen wie bezahlte Reklame im redaktionellen Teil aussehen. Es gibt viel Journalismus in ungenießbarer als die taz. Leider.
Ich habe inzwischen sogar schon eine Abneigung gegen Menschen, die sich Journalisten nennen. Wer schreiben will, nennt sich Autor und schreibt. Bei denen, die sich Journalist nennen, kommt stets etwas hinzu, was das Geschriebene – das ja ein Wegwerfprodukt ist, denn die gedruckte Zeitung ist vermutlich das erste quasi-industriell hergestellte Einwegprodukt der Menschheit gewesen, und verglichen mit dem Internet-Geschreibe hat die Zeitung doch fühlbar mehr Beständigkeit und Nützlichkeit gehabt, und sei es als Unterlage im Vogelkäfig – vergällt und ungenießbar macht.
Ich bin ja mal gespannt, ob ein Text dieser Länge überhaupt gelesen wird… 😉
An diesem Text war übrigens keine von Journalisten in ihrem Reklamesprachreproduktionswillen so genannte »künstliche Intelligenz« (in Wirklichkeit ein angelerntes neuronales Netzwerk) beteiligt, sondern nur meine menschliche Dummheit. Und ja, ich bin ein bisschen albern…
Journalisten erklären, wie man verdoppelt
GaGaDaRasmus Fuhse
•Naja, Journalist ist eine Berufsbezeichnung. Man bekommt Geld dafür, dass man ein regelmäßiges Medium bearbeitet, das aktuelle Inhalte zusammen fasst. Weil ich das nicht mache, bin ich kein Journalist. Ich schreibe zwar, tue das aber nicht regelmäßig, bekomme kein Geld dafür und hab auch keine besonderen Standards oder eine Ausbildung durchgemacht dafür. Deswegen bin ich Mathematiker oder Programmierer aber eben kein Journalist.
Natürlich ist es so, dass ein:e Journalist:in im Bereich der Programmierung oder Mathematik weniger Ahnung hat als ich. Und wenn es um komplexe Sachverhalte in den Bereichen geht, bin ich daher tolerant, wenn es in journalistischen Texten kleinere Ungenauigkeiten gibt. In einer wissenschaftlichen Arbeit wäre das schlecht. Aber man kann doch nicht erwarten, dass Journalist:innen sich in allen Bereichen perfekt auskennen und niemals einen Fehler machen.
Wichtig am Journalismus ist doch nur, dass man weiß, was man liest, entspricht dem aktuellen Stand und ist nicht meinungstechnisch insofern eingefärbt, dass mir als Lesenden wichtige Informationen vorenthalten worden sind. Am Ende des Textes ist es mir wichtig, dass ich einen guten Überblick über das Thema habe und mich bei Bedarf weiter dazu informieren kann. Und das erfüllen die gängigen journalistischen Medien meiner Meinung nach ziemlich gut. Im Lokaljournalismus gibt es manchmal echte Probleme, weil die Leute nur noch schreiben, ohne Feedback zu bekommen und sich ihrer Fehler nie bewusst werden. Das ist klar, dass dann die Standards, die man sich selbst auferlegt, irgendwann verwässert sind.
Aber ich denke auch: ohne Journalismus geht es nicht.
Josef
•Endlich mal längere Kommentare, die beim Lesen etwas bringen! Die Jounalistenschelte und die Leserschelte halten sich hier die Waage. Die unzureichende Fundierung von Artikeln und die Unlust, mehr als Schlagzeilen zu lesen, beruhen meiner Meinung nach beide auf einer Zeitströmung, die ich Twitterisierung nennen will. Lange vor Twitter hat allerdings die Bildzeitung das vorgemacht. Als Schüler habe ich an einem Kiosk ein Exemplar dieses Mediums gesehen, auf dem in riesigen Lettern stand: "W E L T U N T E R G A N G:". Unter dem Knick - nur von der anderen Seite zu sehen stand dann: "Bayern verliert 0:3".
Hier auf Diaspora spüre ich eine Gegenströmung und hoffe, dass die allgemeine Oberflächlichkeit bald wieder aus der Mode kommt.
caos mag das.
Josef
•Film von Mike Judge (2006)
Autoren der Wikimedia-Projekte (Wikimedia Foundation, Inc.)Thanatos
•Erik Pusch ☑️
•Ich möchte @Elias Schwerdtfeger in großen Teilen zustimmen. Und ja, die taz hebt sich von vielen Konkurrenzpublikationen ab, dass nicht nur der AP-, DPA-, AFP-Ticker etc. von links nach rechts kopiert wird. Ab und an wäre es aber nicht schlecht den Taschenrechner zur Hand zu nehmen oder auch mal mit Spezialisten Kontakt aufzunehmen (noch nie war das so einfach wie heute) bevor man Halb- oder Unwahrheiten rausbläst.
Aber unterm Strich: Danke an die taz für Eure Arbeit!
caos mag das.
taz
•Upps. Hallo! Ich freue mich sehr über die zahlreichen Reaktionen auf mein nach-feierabendliches "weinerliches Lamento" 😀 Hier in Stichpunkten ein paar Antworten:
Genau, umso erschütterter war ich 😀
* Artikel einzeln bezahlen finde ich auch gut. Man kann das auf taz.de über taz-zahl.ich (freiwillig) indirekt tun. Die Möglichkeit dazu wurde etwas nach hinten gedrängt, weil das tatsächlich leider unter Strich dann relativ wenige machen und das taz-zahl-ich-abo uns zuverlässiger mehr einbringt.
* > Ich habe inzwischen sogar schon eine Abneigung gegen Menschen, die sich Journalisten nennen. Wer schreiben will, nennt sich Autor und schreibt.
Journalist*in ist kein geschützter Begriff. Autor*innen nennen sich Journalist*innen und Journalist*innen Autor*innen. Ich kann da keinen Unterschied sehen. Qualitative Einstellungskritierien (welche Ausbildung? Welche Referenzen?) sind da in verschieden Publikationen verschieden gelagert. Gute Recherche ist abhängig von der Zeit, die man da hineinstecken kann. Je weniger Geld, desto weniger Zeit. Das ist eien einfache Rechnung. Natürlich gibt es auch immer Autor*innen und Journalist*innen die in Selbstausbeutung arbeiten und viel mehr Zeit in Themen stecken, als ihnen bezahlt wird. Das ist nicht gut. Eine Abneigung gegen Menschen zu haben, die sich Journalisten nennen liegt offenbar im Trend der Zeit. Ich habe eine Abneigung gegen die vielen Menschen, die zunehmend die Fähigkeit zu differenziertem Denken verlieren und den Wert journalistischer / wissenschaftlicher Arbeit nicht zu schätzen wissen. Unabhängig davon, daß es immer Journalismus geben wird, der seinen Namen nicht verdient.
Aber eigentlich sollte das nur eine Bitte sein: Bitte, bevor ihr Titel und Teaser kommentiert: Lest den Text. Und wie gesagt, die Titel und Teaser werden idR nicht von Autor*innen geschrieben.
Erik Pusch ☑️
•taz
•Aurin Azadî
•Bei Transhaß geht es nicht ums Mögen.
Gruß, ein trans Mensch.
taz
•Bei Hass geht es immer auch um (nicht-)Mögen. Das ist bei allen polarisierenden Themen der Fall. Der eine ist auf dem antisemitischen Auge blind, was Nahost angeht, der andere auf dem anderen. Der eine nimmt eine Minderheit nicht ernst, der andere schon. Du kannst wetten, es gibt für jeden Scheiss und jeden Hass im linken Spektrum eine*n in der taz, der/die das vertritt. Darüber wird auch in der taz teilweise heftig gestritten. Auch von den trans Menschen im Haus. Schreib gern Leserbriefe / Kommentare auf taz.de oder an Jan Feddersen direkt, er hat sogar seine Email-Adresse in seinem Autorenprofil angegeben.
Aurin Azadî
•@taz Ich sag's anders: Trans-hassenden bietet man keine Plattform, wenn man anständig sein will. Ich würde solche Leute niemals auf einem meiner Blog schreiben lassen, und ich gebe ihre Kommentare nicht frei.
Ich werde meine Zeit nicht mehr mit solchen Leuten verbraten, die gar nicht zuhören wollen, dazu ist sie mir zu knapp. Es ist Euer Job, sowas nicht auf Eurer Plattform zuzulassen.
taz
•caos mag das.
Thanatos
•Finde es erstaunlich und für meine Sicherheit bedenklich, dass du das nicht über Feddersen et al. findest, sondern Aurin mit so einem ignoranten "Na wenn DU damit ein Problem hast..." Kommentar abspeist. Du hast kein Problem mit offener Transphobie? Schön für dich!
Und ja, 2x Feddersen und TERFs ein Podium für ihre biologistisch-transphobe Scheiße bieten läuft evtl. noch unter Diskussion, aber kontinuierlich ihn dafür zu bezahlen, Verschwörungsideologie über uns zu verbreiten, geht weit darüber hinaus.
taz
•Rasmus Fuhse
•Elias Schwerdtfeger
•Rasmus Fuhse
Ich doch im Regelfall auch – man kann von einem Journalisten keine Spezialkenntnisse erwarten, und wenn er sie überhaupt hat, dann auf einem begrenzten Gebiet. Wäre ich in einer fiesen Hölle für Journalismuskritiker damit gestraft, etwas über Sport schreiben zu müssen, machte ich sicher… ähm… kleine Ungenauigkeiten. Aber ich würde mir trotzdem (und entgegen einer gewissen Unlust) wenigstens einen Überblick über die Sportart, ihr Regelwerk und dergleichen verschaffen. Sonst könnte ich nicht darüber schreiben.
Viele Journalisten – wenn es nicht gerade um Sport geht – haben da keine Schreibhemmungen. Und manchmal kennt eine an sich sehr ernstzunehmende Redaktion nicht einmal solche Grundlagen wie den Energieerhaltungssatz, und dann wird halt Zauberei als Physik auf der Website der ARD-Tagesschau verkauft. Gut, ein Extrembeispiel aus der jüngeren Zeit, und eines, dass mich dazu reizte, die Tagesschau für den Goldenen Aluhut zu nominieren, Aber es vergeht kaum eine Woche, in der nicht einmal etwas Haarsträubendes lesen kann. Etwas, wo man nicht einmal viel Bildung benötigt, um zu bemerken, dass an der Geschichte etwas nicht stimmt. Im Sommerloch wird es noch schlimmer.
taz
Ich schrieb es doch hoffentlich deutlich genug zu meinem Ekel vor dem Wort: Es ist eine Selbstbezeichnung, und zwar eine, die einen tiefen Einblick in Charakter und Anspruch dessen zulässt, der sich so bezeichnet. Ach, es ist so ein trauriger Tag, und ich werde noch so albern… 😉
Sorry, ich habe nicht gegendert. Das hätte ich in diesem Fall wirklich tun sollen… nicht nur, weil es im Kontext, im Fediverse und einer sehr wichtigen deutschsprachigen progressiv-ökologischen Publikation gegenüber sehr angemessen gewesen wäre, nein, es ist auch eine dieser sprachlichen Formeln, mit denen sich gar prächtig Charakter und Anstand darstellen lässt. Kein Wunder, dass es auch der Bourgeoisie schmeckt. Ich schreibe ja an anderen Stellen den zwar hübsch geformten, aber oft Anstoß und zuweilen gar offene Feindseligkeit erregenden Satz: Religion mag Opium des Volkes (Marx) oder für das Volk (Lenin) sein, aber Gender ist LSD für die Linke.
Wenn die Recherchezeit so vom Gelde abhängt, wie es hier nachvollziehbar und einleuchtend dargelegt ist, dann lässt sich daraus nur ein einziger Schluss ziehen: Denen, die Journalismus bezahlen, ist die Qualität – ein schwierig zu definierendes Wort, aber das Bezeichnete ist klar mit einem höheren Arbeitsaufwand verbunden – gleichgültig. Denn sonst würden sie ja besser dafür zahlen und von der höheren Qualität hätten wir alle etwas. Es passt ganz vorzüglich zum Eindruck, den ich als täglicher »Journalismusgenießer« von der hohen Meckerbank bereits gewonnen habe.
Und denen, die sich vom Presseverlags- und Agenturwesen (ich weiß, dass die taz da eine Ausnahme ist) als Contentlieferantys (leider braucht man an der Angel, die zur Reklame, zum eigentlichen Geschäftsmodell, führt, noch einen leckeren Köder für den Haken, der den Fischlein auch schmeckt) unterbezahlen lassen, ist es gleichgültig, dass sie jeden Tag ihres Lebens minderqualitative Schreibe abliefern. Vermutlich, weil sie eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber ihrer täglichen Schreibe entwickelt haben. Marxistys führten jetzt das Wort von der »Entfremdung« im Munde, Entfremdung vom Produkt, von der Arbeit, von der Gesellschaft und vom Mitmenschen. Die öffentlich geäußerte Angst vieler Journalistys, dass sie durch ein angelerntes neuronales Netzwerk ersetzt werden könnten, halte ich für sehr angemessen. Sie zeigen in dieser Angst, dass sie genau wissen, dass ihr täglich abgeliefertes Produkt mechanisch und persönlichkeitslos ist, also auch von einer Maschine hervorgebracht werden könnte. Den Spruch mit dem »Journalismusgenießer« von der hohen Meckerbank hatte ich schon…
Diese zurzeit moderne Abneigung ist ein Spiegelbild der Arroganz vieler Journalistys. Oder besser: Qualitätsjournalistys. Gut, bei einer geschätzt 15-Prozent-Minderheit der Bevölkerung – davon ein sehr großer Teil nachhaltig unbelehrbar – ist es eine Abneigung gegen freie Meinungsäußerung und eine für alle Menschen gleiche Würde an sich, außer natürlich, es handelt sich um eine Äußerung im Rahmen des Gemeinsinnes ihres jeweiligen sozialen Sudes. Die kriegen wir vermutlich auch nie wieder in irgendeinen zielführenden oder auch nur erträglichen Diskurs zurück. Die meisten, die ich persönlich kennengelernt habe, waren, wenn sie überhaupt mal einigermaßen ehrlich sprachen, tief gekränkt. Oft für mich sehr nachvollziehbar. Und nein, ich meine nicht nur Rechte.
Hui, Journalismus und Wissenschaft in der gleichen Kategorie! Das nenne ich mal ein Selbstbild! Manche werden es allerdings für arrogant halten.
(Sorry nochmal, dass ich ganz schön giftig schreibe.)
Leute, lest die Texte! Ich habe keine Ahnung, was hier los ist, abe...
Geraspora*